Interviews Weiterbildung interreligiöse Dialogbegleitung

Interviews Weiterbildung interreligiöse Dialogbegleitung

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Roger Schmidt

Meine erste Bitte ist, kannst du dich ganz kurz vorstellen, wer Du bist und welche Funktion du auch in unserem Projekt hast.

5 [0: 00:37] :

5 [0: Ich bin Roger Schmidt, evangelischer Pfarrer und Leiter des Studienzentrums für evangelische Jugendarbeit in Josefstal, und bin da Teil der Trägergruppe, die die Weiterbildung leitet und übernehm die Koordination.

5 [0: Ja, ich bin ein evangelischer Pfarrer und eben jetzt mit dem Dienst in Schliersee haben wir Familie, bin verheiratet, habe zwei Töchter. Und ja, das ist einfach sehr schön da, diese Arbeit auch noch zusätzlich machen zu können.

5 [0: Der Interreligiöse Dialog und die Interreligiöse Dialogbegleitung. Ist es wichtig und wenn ja, warum ?

5 [0: 01:23] :

5 [0: Also ich denke, es ist ganz zentral, weil sich einfach, durch die gesellschaftlichen Veränderungen, die wir haben, also auf der einen Seite deutlich macht, das die christlichen Religionen keineswegs mehr die ersten oder auch nur die wichtigsten Religionen wären. Auch in Deutschland. Und natürlich global gesehen, erst recht nicht. Und deswegen war es uns wichtig, dieses Erlebnis und die Notwendigkeit, dass wir mit anderen Religionen in Kontakt kommen, jetzt aus christlicher Sicht, das auch in unser Programm, als eine Fortbildungseinrichtung, mit aufnehmen. Und iwas, was mir auch immer noch deutlicher wird, ist, dass ich auch dadurch was gesellschaftlich ändert, dass es nicht mehr die Unterschiede so sehr groß sind zwischen den Religionen und zwischen den einzelnen Gruppen, sondern es ist natürlich auch ein wichtiger Punkt. Wird überhaupt organisiert, Glauben zu leben? Und das ist was, was uns zusammenbringt und was eben unsere Perspektive auf die Welt, vielleicht von der von anderen unterscheidet. Und diese Perspektiven zusammenzubringen, das erlebe ich als sehr bereichernd.

5 [0: Du bist ja schon eine Weile engagiert im Interreligiösen Dialog. Was ist dein Eindruck, was hat sich verändert, entwickelt?

8 [0: 02:37] :

8 [0: Also ich bin natürlich noch gar nicht so arg lang dabei. Das ist jetzt wirklich eine Sache, die, die wir jetzt seit fünf Jahren quasi intensiver betreiben, ich hatte immer so natürlich mal reingeguckt. Aber ich denke eben schon, dass das in einer gewissen Weise es nicht mehr so diesen Hauch des völlig neuen hat, sondern es was ist, was ins Leben mit hineinkommt und wo die Möglichkeit des interreligiösen Austausches jedem einleuchtet, aber sie umso mehr eben gestaltet werden muss.

8 [0: Und das so diese diese erste Welle, die quasi sehr stark von der von der Leitungsebene ausging. Also Rat der Religionen und diese Formen, wo tatsächlich die Spitzen der einzelnen Religionsgemeinschaften in Austausch treten oder auf der anderen Seite, dann professionelle TheologInnen an verschiedenen Stellen in Austausch treten, dass das jetzt wirklich die Chance hat, sich noch mal zu verbreiten und eben auch auf die Ebene von BuddhistInnen, ChristInnen, HinduistInnen, Muslimen zu gehen in einer größeren Breite.

8 [0: Und das ist eigentlich auch das Ziel unserer Dialogbegleitung, dass wir eben es von der Basis her verstehen und Projekte und mit Multiplikationsmöglichkeiten haben, bei der Menschen verschiedenen Glaubens zueinander kommen, ohne dass es jetzt von oben reglementiert wäre.

8 [0: Wer kommt denn in die Kurse?

3 [0: 04:05] :

3 [0: Ja, das ist tatsächlich eine spannende Vielfalt von Menschen. Das sind tatsächlich durchaus Menschen, die - TheologInnen katholisch, evangelisch sind, die da unterschiedliche Hintergründe haben. Wir hatten mehrere Pfarrerinnen dabei, Menschen, die als Theologen den Auftrag haben, auch im interreligiösen Dialog. Aber dann eben auch wirklich viele Ehrenamtliche, die sich darauf einlassen und merken, da ist was da, die schon Vorerfahrungen haben oder die gern machen würden, davon, wie sie Dialoge begleiten können. Also das sind manchmal Ehrenamtliche, die in ihren eigenen Gemeinden schon Dialogprojekte haben und sich dafür einfach noch besser vorbereiten und das besser verstehen wollen.

3 [0: Es hat ja schon einen Kurs gegeben, gibt es da Rückmeldungen, wie das Gelernte angewandt werden konnte?

5 [0: 05:02] :

5 [0: Ja, also, ich denke, das sind Großteil tatsächlich und arbeiten aktiv in Projekten. Und das ist ja auch wirklich unsere Struktur des Kurses, dass es in die Praxis hineinführt. Also nicht, dass wir da irgendwie einen theoretischen Teil haben, der nichts damit zu tun hat, wie man praktisch arbeitet, sondern es ist direkt mit hineingenommen, hineingewebt, dass man von vornherein an einem Projekt arbeitet, dass das während des Kurses reflektiert wird. Tipps von den anderen erhält, wie man da weiterarbeiten kann, natürlich auch die Motivation. Kleines bisschen Druck, die Anderen sind ja auch schon weiter. Deswegen muss ich mich auch kümmern, dass das da ist. Und das ja dadurch erwirbt man eine tatsächliche Handlungskompetenz.

5 [0: Und das hat sie eben auch beim ersten Kurs völlig bewahrheitet, dass da schon einige von den von den Projekten liefen, die jetzt auch wieder in einer neuen Runde kommen, wiederholt werden, angepasst. Das ist an einigen Punkten da, obwohl es die schwieriger hatten, weil natürlich viele von den Projekten wirklich in die Corona-Phase fielen, was es einfach kompliziert gemacht hat, einige Formate durchführen zu können.

2 [0: 06:16] :

2 [0: Aber da ist offensichtlich schon irgendwie was geblieben?

2 [0: Dann glaube ich auf jeden Fall, ja.

2 [0: Warum habt Ihr als Evangelische Landeskirche Bayern euch diesem Thema gewidmet?

5 [0: 06:26] :

5 [0: Genau, also ich vertrete nicht die evangelische Landeskirche, sondern eine einzelne Bildungseinrichtung. Und wir hatten diese Tradition, also wir sind ein Fortbildungsinstitut, vor allem aus der Jugendarbeit. Und da ist es schon seit langem deutlich, dass natürlich, sobald man mit jungen Menschen redet, man fast immer auch eine religiöse Vielfalt hat. Und von daher haben wir da eine lange Tradition, da kleine Kompetenzkurse zu machen, in der in der Frage , wie könnte es einfach aussehen? Wir haben auch an unserer Einrichtung Schulklassen sehr oft eingeladen. Und da arbeiten wir auch sehr oft interreligiös. Und von daher haben wir da diesen konkreten Praxisbezug. Wir haben den Bedarf bei vielen Jugendreferentinnen und Jugendreferenten, sich besser auszukennen und da eine höhere Handlungskompetenz zu haben. Und das kam damit dazu, dass wir, dass wir gesagt haben, es kann eigentlich nicht sein, dass wir allein solche Kurse anbieten und dann irgendwelche ReferentInnen holen, sondern wir müssen es von vornherein als ein interreligiöses Projekt angehen und waren dann im Gespräch von mit Occurso und dem Münchner Forum Islam, der Janusz Korszak Akademie, um zu sagen, eigentlich wenn wir ernst machen wollen mit interreligiösen Dialog, dann müssen wir auch die ganze Weiterbildung interreligiös vorbereiten, verantworten und dann auch durchführen.

5 [0: Aber die Erkenntnis, dass das notwendig ist, kommt eigentlich aus der Jugendarbeit ?

9 [0: 07:55] :

9 [0: Für uns auf jeden Fall. Bei den anderen wird es wieder anders sein. Aber für uns kommt es aus der Jugendarbeit.

9 [0: Wie schauen denn Jugendliche auf den Interreligiösen Dialog ?

5 [0: 08:04] :

5 [0: Ja in einer großen Vielfalt natürlich. Also natürlich. Viele verstehen überhaupt nicht die Notwendigkeit, weil sie natürlich sowieso interreligiös leben und in einer diversen Gesellschaft aufwachsen, wo die eigenen Freunde eben den Glauben haben, keinen oder den Eigenen Also. Da ist sicherlich eine große Vielfalt. Von daher wird diese Notwendigkeit gar nicht so oft gesehen. Und ich denke, das ist ja auch eine Realität, in einer Gesellschaft, wo eigentlich die Mitgliedschaft in großen religiösen Institutionen eher zurück geht, dass diese organisierten Formen von Religiosität weniger wahrgenommen werden. Und das kommt natürlich auch zuerst bei jungen Menschen an, diese Tatsache, aber dann trotzdem gibt es ja diese Realität. Und das finden eben oft Jugendliche auch spannend. Gerade die, die selber in einem religiösen Umfeld aufwachsen, sich selber dafür interessieren, an christlichen Jugendgruppen teilnehmen, dass sie merken okay, was ist denn da noch anderes da? Während das vielleicht vor einigen Generationen selbstverständlich war, dass man eben der eigenen Religion angehört hat, ist diese Selbstverständlichkeit ja nicht mehr da. Und von daher entsteht eine Neugier. Und wir glauben, dass wir eben diese Neugier eigentlich am besten dadurch stillen können, dass es zu echter Begegnung zwischen Menschen kommt und das eben auch Jugendliche, junge Erwachsene in eine echte Begegnung mit Menschen anderen Glaubens kommen. Das gemeinsame Entdecken aber dann eben auch sensibel, die Unterschiede anerkennen können.

5 [0: Wie erlebt Ihr das? Inwiefern gibt es da auch von den anderen Religionen eine Begeisterung, dass Ihr Euch einbringt ? Wie einladend wird das empfunden ?

5 [0: 09:58] :

5 [0: Also ich weiß nicht, ob ich das endgültig abschätzen kann. Tatsächlich. Aber natürlich, wir sind ja schon mit mehreren Religionen dabei, und ich denke, das kommt sehr gut an, das natürlich es viel leichter ist für eine engagierte Jüdin auf jüdische Referentinnen und Referenten zuzugehen, als wenn ich das tun würde. Also dadurch machen wir es eben in verschiedenen Religionsgemeinschaften, unser Eigenes und merken eben auch wo gibt es Schwierigkeiten? Wo können wir es gemeinsam angehen? Also da habe ich eben sehr, sehr gute Erfahrungen, damit , dass es so ist, dass es nicht mehr nur eine Aktion von eine Mehrheitskirche ist, sondern tatsächlich bereiter getragen wird. Aber das kann natürlich auch noch weitergehen. Wir haben da natürlich auch blinde Flecken, wie das immer so ist. Wenn Gruppen sich zusammenfinden, also da müssen wir auch sensibel und aufmerksam bleiben. Aber ich denke, es ist auf jeden Fall der richtige Weg, zu sagen wir, wir gehen es gemeinsam an, achten nicht auf unsere Größen, sondern bringen das ein, was wir jeweils können.

5 [0: Also so, dass eher die Spezialisten aus ihren jeweiligen Richtungen die Ansprechpartner sind, als das Ihr sagt, wir machen jetzt selber, dass wir über das Judentum erzählen oder so was .

10 [0: 11:14] :

10 [0: Ganz genau. Ich denke, das ist absolut korrekt eben sozusagen.

10 [0: 11.18

10 [0: Uns geht es ja auch nicht in allererster Linie darum, dass jeder ein vertieftes religionswissenschaftliches Wissen über eine Vielfalt von Religionen erwirbt.

10 [0: 11.27

10 [0: Worum es uns geht, ist, die Sensibilität und die Kompetenz zu erlangen, im Dialog zu sein und eben nicht zu sagen ich verstehe deine Religion so und so, weil ich die und die Bücher gelesen habe, sondern erzählt doch du mir, was in deiner Religion wichtig ist, was dir wichtig ist.

10 [0: 11.43

10 [0: Und was mag dann vielleicht manchmal abweichen von dem, was offiziell oder in irgendeinem wichtigen Buch steht? Es geht ja wirklich darum, dass Menschen in Kontakt kommen und die Religion als Teil ihres Lebens mit einbringen können, in den Kontakt.

10 [0: 11.58

10 [0: Und das, glaube ich, ist das, was wir da eben auch besonders mitbringen, diese Art von Sensibilität, die die Religion mit einschließt, nicht absolut setzt. Aber es ist ja oft in unserer Gesellschaft so, dass das die Religion in in so einem Kämmerchen geschoben wird. Und da wollen wir eigentlich gemeinsam da Schritte gehen, dass das nicht notwendig ist.

10 [0: Was sollen die Teilnehmer ganz genau lernen?

10 [0: 12:31] :

10 [0: Ähm, sie, die Teilnehmenden entwickeln eine Handlungskompetenz in den interreligiösen Dialog zu treten, je nachdem mit ihren Vorerfahrungen in der Vielfalt, das mag streng theologisch sein. Das mag soziale Arbeit sein, das mag Nachbarschafts-Begegnung sein, dass sie in diesen unterschiedlichen Bezügen die Religion als Thema mit aufnehmen können und das Menschen als ganze Menschen kommen können, die unterschiedliche Anteile haben, aber zu denen eben auch die Religion und ihr Verständnis, ihre eigenen Religion gehört. Und diese Prozesse, diesen Dialog zu unterstützen, zu moderieren und voranzubringen.

10 [0: Was sind denn so Ausbildungsinhalte?

11 [0: 13:17] :

11 [0: Also für uns steht eben tatsächlich im Vordergrund. Wie kann, wie bin ich in der Lage, selber diese Prozesse mitzubegleiten? Deswegen gehört dazu, sich selbst zu klären, was ist für mich eigentlich wichtig in Bezug auf meine eigene Religion, in Bezug auf andere Religionen? Welche positiven Erfahrungen habe ich gemacht, welche negativen, also biografische Anteile? Dann ist ein weiterer wichtiger Teil, das zu erleben und eben auch Fremdheitserfahrungen zu machen. Wir haben einen Teil, wo, in dem wir an drei Tagen drei unterschiedliche religiöse Feiern erleben und dann reflektieren. Und da ist eben für jeden von den Teilnehmenden auch etwas Fremdes dabei und diese Fremdheitserfahrungen bewusst zu machen, etwas mehr zu verstehen, aber auch zu wissen, dass damit ihr noch nicht alles verstanden ist. Aber diese Fremdheitserfahrungen zu machen, um eben auch merken zu können wie geht es, wenn ich Menschen von einer anderen Religion bei uns einlade? Weiterer wichtiger Punkt ist ,das Ganze natürlich auch in seinen negativen Auswirkungen zu sehen, also wie stets um antisemitische /antimuslimische Strömungen, wie wird mit Religionsfeindschaft umgegangen? Welche Schritte gebe es da für eine sinnvolle Art von Prävention? Und das Ganze wird eben dadurch noch einmal vertieft, dass von vornherein Menschen an ihrem eigenen Projekt arbeiten, sich überlegen. Wo kann ich eigentlich einen Beitrag ganz konkret leisten von meinem beruflichen Herkommen, von meinem Wissen, von den Kontakten vor den Netzwerken, die ich schon habe und es da noch mal rein mit reinzudenken und von daher ist immer mit dabei die Möglichkeit, über das eigene Projekt zu gehen und dann auch noch mal zu klären, welche besonderen Anforderungen welche besonderen Kompetenzen brauche ich in meinem Kontext?

12 [0: 15:09] :

12 [0: Ja, welche Qualifizierung erwirbt man damit ?

13 [0: 15:15] :

13 [0: Und genau, es gibt ein Zertifikat, indem wir bestätigen, dass, dass man diese Dialogbegleitungskompetenz erworben hat, natürlich mit allen Unterschieden. Und wie immer das ist mit Weiterbildungszertifikaten, die muss man zusammenlesen mit den anderen Kompetenzen einer Person. Aber genau von daher sagen wir , es ist eine Weiterbildung. Es ist also auch hat auch eine berufliche Qualität, um so nehmen, dass auch einige von unseren Teilnehmenden, dass sie noch mal eine berufliche Weiterqualifikation haben, um eben sich diesen interreligiösen Dialog widmen zu können.

13 [0: Wie populär sind solche Bildungsangebote, wie viel gibt’s da ?

13 [0: 16:19] :

13 [0: Also ich habe nicht den vollen Überblick, das zuerst mal. Es gibt eine ganze Reihe von interreligiösen Angeboten. Aber ich denke, wir sind der Einzige, der tatsächlich mit einer interreligiösen Trägerschaft arbeitet, also von daher. Es gibt einige, die eben von der religionswissenschaftlichen Perspektive oder dann von einer von einer konfessionellen Perspektive was anbieten, um eben Menschen aus der eigenen Religion, der eigenen Organisation, bestimmte Kompetenzen zu geben und um Religionssensibilität zu ermöglichen. Da gibt es einige Sachen auf allen Ebenen kurze Fortbildungen, Masterprogramme. Das gibt es alles, sehr, sehr qualifizierte Sachen. Ich denke, wo wir wirklich eben besonders sind, ist auf der einen Seite die interreligiöse Trägerschaft und auf der anderen Seite die starke Praxisorientierung.

13 [0: Wie sind denn die eigenen Erfahrungen im Interreligiösen Dialog?

9 [0: 17:27] :

9 [0: Unterschiedlich und vielfältig, ich war seit ich Jugendlicher war, bin ich immer auch in interreligiösen Zusammenhänge, in Projekten mit dabei , habe Einiges auch in anderen Ländern kennengelernt, in Tansania, in Indien, wo Interreligiosität auf unterschiedliche Art gelebt wird, war nie ein besonderer Schwerpunkt für mich. Also ich verstehe mich das eigentlich nicht als Spezialisten für interreligiösen Dialog. Ich verstehe mich als ein Spezialist, Prozesse, mitzubegleiten und das eben auch hier zu machen. Und von daher bin ich da unglaublich dankbar, dass es eben auch dann wir, wir unsere interreligiösen Kompetenzen innerhalb der Trägergruppe mit einbringen können und ich das koordinieren und bisschen moderieren kann. Aber von daher, genau , hatte ich immer wieder Begegnungen, aber eigentlich nie einen fachlichen Schwerpunkt.

9 [0: Als Du unterwegs warst, ist Dir mal was begegnet, wo Du gedacht hast, hier verstehe ich die kulturellen Zeichen nicht mehr ?

13 [0: 18:33] :

13 [0: Immer wieder, also das ist das ist eigentlich eine dauernde Erfahrung. Die ich habe, manchmal sogar mit der eigenen Religion. Wenn man dann international unterwegs ist, also jetzt selbst als evangelischer Theologe, verstehe ich nicht immer, wie genau diese selbe Kirche in den unterschiedlichen Teilen der Welt lebt. Also das, das gehört mit dazu. Das Wundern darüber.

13 [0: Aha ?

14 [0: 18:57] :

14 [0: Also genau. Das ist auf jeden Fall so, dass natürlich dadurch, dass das Religion und Kultur immer miteinander verbunden und verwoben ist. Dadurch gibt es eine unendliche Vielfalt von Ausdrucksformen, von gesellschaftlichen Notwendigkeiten, von Arten, wie man in den jeweiligen Sprachen über etwa spricht, wodurch sich Vielfalt ergibt, also von daher ist eigentlich diese Dialogkompetenz, ein Teil von Religion. Also, das ist wirklich die Grundlage davon, dass man überhaupt miteinander arbeiten kann, selbst innerhalb derselben Kirche.

14 [0: Aber natürlich kommt es immer auf eine andere Linie, wenn man sich eben nicht mehr auf zumindest auf dieselben Grundlagen beziehen kann, also wie es jetzt im Evangelischen die Bibel wäre, wo das was Zentrales ist. Wenn diese gemeinsame Grundlagen wegfallen, dann eben zu verstehen, woran glaubst du eigentlich, warum wie drückst du das aus? Mit welchen Symbolen? Und natürlich auch die Erfahrung, dass das manchmal gar nicht selten, Dinge gelebt werden, wo der Einzelne sich dessen Sinn überhaupt nicht so genau bewusst ist und auch dann im Gespräch diesen Sinn auch erst wieder neu konstruieren muss. Und dann ist natürlich genau diese Frage. Was gilt also, da die autoritative Fassung und Definition, die TheologInnen fassen würden, oder zählt, dass das Erlebnis des Einzelnen und wie dieses Verständnis dann immer wieder neu und vielleicht auch manchmal widersprüchlich konstruiert wird. Und das finde ich eigentlich das Spannende dabei, dass das Menschen, Sinn für sich konstruieren und verstehen, worin Sinn liegt und das in einer Unterschiedlichkeit tun, die aber dann eben offen für Dialog ist. Also sie können darüber sprechen, warum sie etwas tun und warum sie es für wichtig halten und worum es für sie wesentlich ist. Und das finde ich eine unglaublich spannende Sache, die dann sehr, sehr bereichernd ist. Dadurch, dass die Sinnhorizonte aufgehen und noch eine Tiefendimension annimmt, die man vom normalen Hingucken einfach nicht erreichen kann.

14 [0: Hast du noch? Aha- Erlebnisse ?

14 [0: Ja, immer wieder. Also ja, ich jetzt, wir waren jetzt dieses Wochenende in dem Kloster. Und selbst das sind ja schon Dinge, die für mich nicht meinem Erleben entsprechen. Natürlich habe ich da schon etwas drüber gelesen und so. Aber eben genau hier die Stundengebete zu haben und zu wissen, fünfmal am Tag, singt man gemeinsam Psalmen, das ist für mich schon ein Erlebnis.

14 [0: Von daher sind es das viele Aha-Erlebnisse. Genau ich denke, wirklich auch, was ist gerade passiert, ist eben auch für mich auch noch einmal. Das war ja für Viele von uns jetzt hier auch so, diese Sache zu erleben, zu verstehen, eine Muslima, dass sie eigentlich von der Gesellschaft gespiegelt bekommt, du bist eine potenzielle Terroristin, deswegen, weil du dich gemäß deiner Religion anziehst. Ja, das sind erschütternde Erlebnisse, finde ich, der sich klarzumachen und eben auch zu sehen, welchen, welche Schritte eigentlich die unsre Mehrheitsgesellschaft noch gehen muss.

14 [0: Da sind ja viele Themen dabei, die auch eine politische Dimension haben, eine Grenze zu ziehen und trotzdem Raum zu lassen ?

11 [0: 22:40] :

Als ich meine. Natürlich wäre es ein völliges Missverständnis zu sagen, Religion ist nicht politisch. Natürlich ist es das, weil es Menschen haben. Und dass Menschen ihr Leben gestalten und Menschen Gesellschaft gestalten, ist natürlich eine politische Aufgabe. Wir verstehen sie nicht parteipolitisch, aber eben in dem Sinne von natürlich auch in dem, was wir tun in, und in den Projekten, die wir tun, gestalten wir Gesellschaft mit und bringen eben Themen ein und eröffnen Räume, wo Menschen über solche Themen sprechen können und dass eben eine Muslime sagen kann: Ich habe den Eindruck, dass Viele in mir eine potenzielle Terroristin sehen, nur deswegen, weil ich ein Kopftuch trage. Dann ist es eine politische Aussage, die wir an den Rand schieben können oder die wir, die wir stark machen können und von da aus als , aus meiner Sicht, als Christen eben dafür arbeiten können, dass wir da neue Formen von Toleranz und von Akzeptanz finden.

2 [0: 23:40] :

2 [0: Wird denn diese Art der Kommunikation und des Bemühens um die Religionen der Anderen, auch von Euren Partner-Religionen ähnlich gespiegelt? Also ist das Interesse gleich groß ?

3 [0: 23:54] :

3 [0: Ja, es ist unterschiedlich natürlich. Und das ist natürlich klar, dass wir für kleinere Gemeinschaften immer weniger Kapazität haben, sich so sehr um das draußen zu kümmern. Das ist einfach eine mathematische Größe in einer gewissen Weise, weil man natürlich das Eigene zu erhalten, ist schon so eine hohe Anstrengung, dass es da weniger Möglichkeiten gibt, sich für das für das Andere einzusetzen.

3 [0: Umso mehr denke ich, dass eben die großen Kirchen dann einen besonderen Auftrag haben, weil wir diese Kapazität eben noch mal stärker haben. Aber dann, wenn das Interesse da ist, dann kommt es auch zu diesem menschlichen Austausch, der immer ein Geben und Nehmen ist. Dann, wenn ich auch ein echtes Interesse für das Leben und den Glauben von Anderen zeige, dann haben die auch Interesse an meinem Leben.

3 [0: Ist es so ?

15 [0: 24:46] :

15 [0: Ja, das ist, denke ich wirklich so.

15 [0: Ist das einfach ein Erfahrungswert ?

15 [0: Ja ich glaube, das ist schon eine Erfahrung, die ich habe. Genau, klar, ob das dann bedeutet, dass die Person dann gleich irgendwie auf ein großes Seminar gehen wird oder so, das ist was Anderes, wird auch gar nicht notwendig. Aber das, dieses Hinausgehen und das Andere wahrnehmen, schafft auch Vertrauen und Zugang auch zu meiner eigenen, zu meinem eigenen Hintergrund.

15 [0: Aber konkret, die Muslime sind ja eine große Gruppe, die Juden nicht so sehr. Da habt Ihr positive Erfahrungen ?

1 [0: 25:26] :

1 [0: Da haben wir immer wieder positive Erfahrungen an der Stelle auch, ja.

1 [0: Gibt es Geheimnisse des Interreligiösen Dialoges oder so ein „ How to ? „ Was muss Interreligiöser Dialog unbedingt haben ? Was ist Deine Erfahrung?

3 [0: 25:49] :

Also ich denke, das Wichtigste ist die Offenheit. Also ich hab den Eindruck, dass manchmal Dialoge daran scheitern, dass ich zu viel weiß, dass ich zu viel Vorwissen mir einbilde. Und das ist eben so ein wichtiger Punkt für unsere Weiterbildung, auch nicht davon auszugehen, dass, wenn ich über eine andere Religion lese, Vorträge, höre, dass ich sie dann kennen würde, sondern eben zu sagen: nein, es geht darum, die einzelne Menschen wahrzunehmen, indem wie sie leben und da in den Dialog zu kommen. Eben nicht, dass ich besser weiß, wie ein Muslim seinen Glauben versteht, sondern auf den Muslim zu hören, wie er ihn tatsächlich versteht, und zu wissen, dass , wenn ich vielleicht mit dem nächsten rede, es wieder etwas anders klingt. Also da, diese Vielfalt aufzunehmen und immer wieder Offenheit und Neugierde zu zeigen. Ich glaube, das ist wirklich das Zentrale. Und wenn man in diesem Sinn, dann mit dieser Offenheit auch Prozesse begleitet, dann hat es wirklich Chance, dass Menschen sich öffnen und eben auch tatsächlich was von ihnen erzählen. Und nicht nur als Stereotype, als Muster, als Schablonen gesehen werden, sondern tatsächlich in ihrer Eigenheit und auch in dem, was sie jeweils als wichtig empfinden.

2 [0: 27:13] :

2 [0: Im Seminar sind wird schon eine sehr große Gruppe Christen. Ich weiß ja, dass es ein Ziel von allen ist, da auch noch vielfältiger zu werden. Was sind eure Wege ? Möglicherweise noch eine größere Gruppe anzusprechen ?

16 [0: 27:30] :

16 [0: Also wir sind ja jetzt wirklich am Suchen. Natürlich ist die Herausforderung, dass wir einen größeren Anteil von Menschen haben, die als Teil ihres beruflichen Auftrags auch hier teilnehmen können. Und das sind natürlich Stellen, die es in den kleineren Religionen eigentlich nicht gibt, also den in Deutschland kleineren Religionen kaum gibt.

16 [0: Also das ist diese Herausforderung, von daher wollen wir jetzt einmal wirklich eine Anstrengung machen, auch noch einmal in den jeweiligen andersreligiösen Öffentlichkeiten wahrgenommen zu werden. Also wollen das noch einmal noch einmal verstärken und dann auch noch einmal auch auf Gruppen zugehen, wie zum Beispiel SozialarbeiterIInnen, die beispielsweise Muslimas und Moslems sind und vielleicht sogar in einer christlichen Wohlfahrtsorganisation arbeiten. Dass die dort auch ihre interreligiöse Kompetenz mit einbringen können und die natürlich zum Beispiel auch eine Chance hätten, dann hier Fortbildungszeit angeboten zu bekommen. Das ist eine der Möglichkeiten. Natürlich bieten wir Stipendien an für Leute, die, die sich sonst auch die Teilnahme nicht leisten können. Das ist ein weiterer Punkt, an dem wir weiterhin arbeiten und eben ganz genau jetzt auch wirklich in Einzelgespräche gehen, um eben da noch einmal noch mehr Leute dafür zu gewinnen, aus anderen Religionen, weil eben die Nachfrage für unseren Kurs ist ja gut. Aber eben die Diversität wollen wir tatsächlich noch verbessern.

16 [0: Wann startet der nächste Kurs ?

6 [0: 29:09] :

6 [0: Ja genau. Wir fangen jetzt gerade an, dass die Anmeldung möglich ist. Wir starten Ende November 2023 mit dem nächsten Durchgang, der dann bis 2025 geht, also 20 intensive Tage, die wir zusammen arbeiten. Wir haben einige InteressentInnen schon. Aber gehen jetzt richtig eben darauf, dass man sich auch jetzt anmelden kann. Und da die Möglichkeit hat, diese Möglichkeit von interreligiöser Dialogbegleitung selbst zu lernen.

6 [0: 29.38

Über diesen Podcast

Interviews aus der Dialogbegleitung

von und mit Sabine Barth

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